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Wolfcenter, Frank Faß, Christina Faß, Kottwitz, 2. anerkannte Auffangstation für Wölfe

Pressemitteilung: WOLFCENTER Dörverden als zweite Wolfsauffangstation anerkannt – Staatssekretärin Kottwitz übergibt Bescheid

Dörverden/Hannover – Das WOLFCENTER Dörverden ist neben dem Wildpark Lüneburger Heide nunmehr offiziell als zweite Wolfsauffangstation des Landes Niedersachsen anerkannt. Am Montag übergab die Staatssekretärin des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz, Almut Kottwitz, den entsprechenden Bescheid vor Ort an den Leiter des WOLFCENTER Frank Fass. „Verletzte oder kranke Wölfe können in der Einrichtung kurzzeitig gepflegt und anschließend wieder in die Freiheit entlassen werden. Wir erfüllen damit die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes“, betonte Kottwitz in ihrer Ansprache. Der Anerkennung waren einige Umbauten in der Anlage vorausgegangen, die unter anderem dafür sorgen, dass der Kontakt zwischen den aufgenommenen Tieren und Menschen auf ein Minimum beschränkt bleibt: „Die rehabilitierten Tiere sind zur Wiederauswilderung vorgesehen und sollen sich während des Aufenthaltes in der Auffangstation nicht an den Menschen gewöhnen“, erklärte Fass, der den Besuchern die Umbauten während eines Rundgangs erläuterte.

„Ferner wird ab dem kommenden Jahr 2017 die Möglichkeit der Pflege und Wiederauswilderung von einzelnen verunfallten oder kranken wildlebenden Wölfen im WOLFCENTER Dörverden bundesweit auch allen anderen Ländern angeboten, um auch auf nationaler Ebene einen Beitrag leisten zu können“, betonte Frank Fass ergänzend. Die Investitionskosten für die Errichtung der Wolfsauffangstation wurden zu 100% durch das WOLFCENTER selbst getragen.

Das WOLFCENTER in Dörverden und der Wildpark Lüneburger Heide sind zwei von insgesamt 21 anerkannten Auffangstationen in Niedersachsen, in denen verletzte oder kranke Wildtiere kurzfristig Aufnahme finden können. Darunter sind bekannte Einrichtungen wie das Artenschutzzentrum des NABU in Leiferde oder auch die Seehundaufzuchtstation in Norddeich. Einige der Stationen haben die Möglichkeit unterschiedliche Tierarten aufzunehmen, andere sind auf einzelne Tierarten wir Greifvögel oder Reptilien spezialisiert. „Sie alle haben gemeinsam, dass sie in hohem Maße von ehrenamtlichem Engagement getragen werden, für das ich mich im Namen des Landes recht herzlich bedanken möchte“, erklärte Kottwitz zum Abschluss ihres Besuches.

Pressemitteilung: Pay what you want! – Großer Aktionstag im WOLFCENTER Dörverden

Zum Start in die Wintersaison bietet das WOLFCENTER Dörverden einen besonderen Aktionstag: Am Sonntag, den 13.11.2016 bestimmt der Besucher den Eintrittspreis selbst, jeder zahlt, soviel er möchte. „Wir möchten jedem Gast die Möglichkeit bieten, selbst zu entscheiden, was ihm dieser Tag bei uns wert ist“, so Janika Hübner, Marketingleitung des Wolfcenters. „Und als besonderes Highlight möchten wir die gesamten Eintrittseinnahmen des Tages an das Kinderhospiz Löwenherz in Syke spenden“ so Hübner weiter. „Eine klasse Idee“ bestätigt auch Hannelore Wilkening, Verantwortliche vom Kinderhospiz.

Das sogenannte „pay what you want“-System ist dabei keine Neuheit, hat sich in anderen Einrichtungen bereits bewährt und war immer eine gelungene Aktion. „Wir sind gespannt, welche Spendensumme am Ende an das Kinderhospiz übergeben werden kann“, so Janika Hübner.

Am 13.11.2016 öffnet das WOLFCENTER seine Tore von 10-17 Uhr, Führungen finden um 11:30 Uhr und 14:30 Uhr statt. Achtung: Hunde können an diesem Aktionstag nicht mit in das WOLFCENTER genommen werden. Das Restaurant und der Souvenirshop sind von der Aktion ausgenommen, hier gelten die regulären Preise.

Interview (Teil 2) mit Jürgen Vogler von Wolfsmonitor.de [siehe auch Teil 1 vom 27.08.2016]

WOLFSMONITOR: Herr Faß, jetzt mal etwas provokativ gefragt: Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass einige Befürworter der Wolfsbejagung sich auf der Webseite Ihres Wolfcenters argumentativ rüsten, um danach vermeintlich gut vorbereitet in die öffentliche Diskussion einzusteigen. Dort scheitern sie jedoch nicht selten, weil sie erst spät feststellen, dass die Zusammenhänge letztlich doch viel komplexer sind, als sie es zuerst angenommen haben. Sollte das nicht eigentlich Grund genug für Sie sein, Ihre Visionen und Lösungsvorschläge lieber direkt und unmittelbar im Wolfcenter zu vermitteln als sie im Netz auf Ihrer Webseite vorzustellen?

Vielen Dank für diese interessante Fragestellung! Zunächst einmal stelle ich fest, dass Sie mir diese Frage vor dem Hintergrund ihres persönlichen Eindruckes stellen.
Es mag tatsächlich sein, dass diejenigen Menschen die sich eine Bejagung von Wölfen sehr schnell herbeisehnen, meinen Darstellungen auf der Website bedienen. Diese Darstellungen sind nach meiner Auffassung sehr detailliert und ausführlich dargestellt, samt verschiedener Fragestellungen. Sicherlich kann man darüber diskutieren, ob eine noch exaktere Formulierung möglich ist. Wie dem jedoch auch sei, halte ich es für richtig, kontroverse Themen anzusprechen, zu diskutieren und auch über sie zu streiten. Wir dürfen in Deutschland einen ganz besonderen Wert leben und genießen – die Demokratie. Wir dürfen uns in der Öffentlichkeit darüber äußern, was wir glauben, was wir denken, wovon wir überzeugt sind, was wir infrage stellen, was wir kritisieren, was wir bemängeln u.v.m. Vor diesem Hintergrund habe ich mir erlaubt den Sachverhalt entsprechend darzustellen. Ich halte es für verkehrt dieses nicht zu tun, nur weil andere es falsch verstehen könnten. Gleichwohl kann ich Ihre Argumentation nachvollziehen, dass andere in eigenen Diskussionen Schiffbruch erleiden, weil sie Gesamtzusammenhänge im Vorfeld nicht vollständig durchdrungen haben. Dafür bin ich jedoch nicht verantwortlich, sondern ein jeder für sich selbst.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass meine Tür für jeden immer bzw. nach Terminvereinbarung offen steht, um zu sprechen, zu diskutieren, gegebenenfalls auch zu streiten solange dieses im respektvollen Miteinander geschieht. Tatsächlich stelle ich jedoch fest, dass von diesem exklusiven Angebot nur sehr selten Gebrauch gemacht wird. Ein Angebot was übrigens kein Eintrittsgeld kostet und wofür ich auch sonst keine Rechnung stelle! Ich stelle immer wieder fest, dass im Internet von einzelnen lieber geschimpft und gelästert wird. Schade!

WOLFSMONITOR: Im Juni 2014 gründete sich im Wolfcenter die “Arbeitsgruppe Tierhalter Niedersachsen” mit Vertretern der Nutztierkategorien Schafe, Rinder, Pferde und Gatterwild. Das Ergebnis ist ein Forderungskatalog, um – wenn ich es richtig verstanden habe – die Bildung eines tragfähigen Herdenschutzkonzeptes für das Bundesland zu unterstützen. In diesem Katalog wird allerdings auch gefordert, dass sich die Landesregierung auf allen Ebenen dafür einsetzen soll, dass der gegenwärtig strenge Schutzstatus des Wolfes gelockert wird. Ein erster Schritt dahin wäre die Aufnahme des Wolfes in den Anhang V der FFH-Richtlinie, ist dort zu lesen. Genau diese Forderung hat man dann später auch andernorts gehört, was für mich ein eindeutiger Indikator dafür ist, dass man durchaus voneinander “abschreibt”. Warum haben Sie die Forderung der Nutztierhalter damals bedenkenlos unterstützt?

Bereits einige Zeit vor dem Juni 2014 forderten Tierhalter im Lande Niedersachsen, dass es zusätzlich zu Wolfsmanagementplänen auch konkrete finanzielle Unterstützungen durch das Land Niedersachsen zur Errichtung von Präventionsmaßnahmen gegen Wolfsrissen bei Nutztieren, sowie auch finanzielle Entschädigungen im Falle von Wolfsrissen gibt – zurecht wie ich finde. Ebenso hatte ich vor dem Juni 2014 den Eindruck, dass wir in der Erarbeitung der beiden zuvor genannten Hauptforderungen in Niedersachsen “fest stecken” und dass eine solche Förderung auch weiterhin absehbar nicht geben wird. Ebenso wenig sah ich anderweitige Bemühungen entsprechende Förderungen zu forcieren.

Vor diesem Hintergrund habe ich als Inhaber des Wolfcenter verschiedene Vertreter der vier klassischen Nutztierkategorien Schafe & Ziegen, Gatterwild, Rinder und Pferde angesprochen, um sie für eine private Arbeitsgruppe zu gewinnen. Dieses geschah vor dem Hintergrund ein Miteinander der verschiedenen Interessenvertreter zu erwirken und um somit nicht nach und nach in ein gegeneinander (pro und contra Wolf) zu verfallen, was sehr wahrscheinlich ein Scheitern des Wolfsmanagements zur Folge hätte. Ferner habe ich mich ganz bewusst an die Seite der Tierhaltervertreter gestellt, um einen Beitrag dafür zu leisten, dass schnellstens (!) finanzielle Unterstützung im Rahmen einer Förderrichtlinie seitens des Landes Niedersachsen für Tierhalter systematisch erarbeitet wird. Auch meiner Meinung nach war Eile geboten, denn die Wölfe wurden nicht mehr erwartet, sondern waren schon da.

Alle von mir angesprochenen Personen willigten zur Entstehung der Arbeitsgruppe ein. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass Tierhalter sich nicht unbedingt über die Ausbreitung von Wölfen freuen. Denn wir müssen ehrlich anerkennen, dass für manchen Tierhalter ein durchaus erheblicher Mehraufwand entsteht, um seine Tiere angemessen vor möglichen Wolfsangriffen zu schützen. Andernorts ist ein Schutz auch nicht immer möglich. Insofern verwundert es doch auch nicht, dass der strenge Schutzstatus des Wolfes infrage gestellt wird. Gleichwohl ist es auch wichtig zu wissen, dass die Tierhalter sich im Klaren darüber sind, dass der Wolf sich weiter auf der niedersächsischen Landkarte ausbreiten wird. Es ist ihnen auch klar, dass es keine erneute Ausrottung der Wölfe in Deutschland geben wird. Dennoch wünschen sich Tierhalter, dass im Falle derartiger Wölfe, die den Herdenschutz vor besondere Herausforderungen stellen, pragmatisch umgegangen wird. Dieses ist jedoch vor dem Hintergrund des strengsten Schutzstatus nicht ohne weiteres möglich. Eine vor diesem Hintergrund nachvollziehbare Forderung der Tierhalter ist, den Wolf in der FFH-Richtlinie nicht mehr in Anhang IV sondern in Anhang V aufzuführen. Als Mitglied der “Arbeitsgruppe Tierhalter Niedersachsen” habe ich diese Forderung mitgetragen. Auf diese Entscheidung werde ich gleich weiter unten im Text noch detaillierter eingehen. Doch zunächst möchte ich erläutern wie es mit dem Forderungskatalog weiter ging. Den Forderungskatalog einfach irgendwo im Internet darzustellen und auf ihn aufmerksam zu machen bringt gar nichts. Den Forderungskatalog einzelnen Mitmenschen zu übergeben, mit der Bitte ihn weiter zu tragen, bringt auch nichts. Um auf die wirkliche Dringlichkeit der Erarbeitung einer Förderrichtlinie hinzuweisen haben wir uns für folgende Vorgehensweise entschieden. Der Forderungskatalog wurde in Papierform per Post jedem Landtagsabgeordneten aller Parteien gleichzeitig in den Landtag geschickt. Es ist an dieser Stelle wichtig zu wissen, aus welcher Haltung heraus wir diesen Weg gegangen sind. So war es immer oberstes Ziel in respektvoller Art und Weise auf das Defizit “fehlende Förderrichtlinie” aufmerksam zu machen und dafür einzustehen höflich “Druck” zu machen. Keinesfalls war es das Ziel, einzelne Politiker bloß zustellen. Wir haben von dieser Vorgehensweise Gebrauch gemacht, weil keine andere Möglichkeit der Dringlichkeitsübermittlung zu sehen war. Der Forderungskatalog wurde im August 2014 verteilt. Im November 2014 wurde die ausformulierte und auf Landesebene abgesegnete “Richtlinie Wolf” veröffentlicht. Wir wissen nicht, ob die Veröffentlichung der Richtlinie Wolf im November 2014 auf Basis des Forderungskataloges geschah. Das ist meiner Meinung nach aber auch nicht wichtig zu wissen. Wichtig ist das es eine Richtlinie Wolf gibt.

Herr Vogler, ich interpretiere Ihre Frage auch dahingehend, dass sie sich wundern, warum ausgerechnet ich eine derartige Änderung der Aufführung in den Anhängen IV bzw. V unterstütze, wo ich mich doch sonst für die wildlebenden Wölfe einsetze. An der ganzen Thematik wildlebende Wölfe in Deutschland sind es neben den Wölfen auch die Mitmenschen die mich so sehr im Gesamtgewirk interessieren. Eine Facette daraus ist, dass sobald der Anhang V in Bezug auf Wölfe in Deutschland erwähnt wird, einige Menschen sich in Emotionen verlieren. Dieses kann ich nicht ganz nachvollziehen, weil der Anhang V noch lange nicht automatisch Tür und Tor für die Bejagung der Wölfe öffnet. Gleichwohl dies eine der vielen zu erfüllenden Voraussetzungen dafür ist. Es ist doch klar, dass der günstige Erhaltungszustand der Wölfe erreicht werden muss. Auch ich befürworte dieses ausdrücklich. Ich sehe jedoch auch zusätzlich einen Vorteil im Anhang V für Behörden als Entscheidungsträger im Umgang mit einzelnen Wölfen. Es ist der Anhang V, der einige Entscheidungsfindungen vereinfachen würde in der Fragestellung der auszuwählenden Managementmaßnahme in Bezug auf einzelne, problematische Wölfe. Wie aufwendig dieses heute ist, hat uns die jüngere Vergangenheit ja gezeigt. Ich bin gespannt, was wir als nächstes im Bereich Cuxhavener Wölfe zu beobachten haben werden. Aber das sollte vielleicht demnächst eine eigene Fragestellung sein…

WOLFSMONITOR: Was macht eigentlich die “Goldenstedter Wölfin” zurzeit? Seit einigen Monaten hört man nichts mehr von der auch “Barnstorfer Wolfsfähe” genannten Wölfin, die Sie, Herr Faß, seinerzeit als “Problemwolf” bezeichnet haben, deren Abschuss zumindest eine Option sein müsse, nachdem sie zahlreiche Schafe gerissen und dabei auch in vier Fällen den vom Land vorgegebenen Grundschutz überwunden hat. Die Reaktionen darauf war immens, über 70.000 Wolfschützer folgten beispielsweise dem Aufruf des Wildtierbiologen Jan Olsson und unterzeichneten eine Petition gegen den Abschuss, die er später persönlich an Umweltminister Wenzel übergab. Müsste man nicht eigentlich – anstatt von einem Problemwolf zu sprechen und so die Hoffnung zu wecken, dieses Problem könne unkompliziert durch einen Abschuss gelöst werden – den Nutztierhaltern in der Region viel deutlicher und noch eindringlicher sagen, dass sie ihre Tiere ein- für allemal schützen müssen, weil der nächste Wolf ganz bestimmt kommt und ebenfalls eine Bedrohung für alle unzureichend geschützten Nutztiere darstellt?

Ihre Frage beinhaltet zwei Aspekte – einen zur Goldenstedter Wölfin und einen zum “nächsten Wolf nach der Goldenstedter Wölfin”. Insofern ist meine Antwort auf Ihre Frage auch zweiteilig. Zunächst einmal antworte ihnen auf den “nächsten Wolf”, im Falle der Entnahme der Goldenstedter Wölfin. Danach gehe ich konkret auf die bekannte Goldenstedter Wölfin ein.

Grundsätzlich ist auf dem Blog meiner Website nachzulesen, wie ich die gesamte Thematik “Goldenstedter Wölfin” sehe. Dankenswerterweise hat das Magazin “Schafzucht” meine Darstellung exakt auch so bundesweit in ihrem Magazin dargestellt. In diesem Artikel, und somit auch im Blog, steht glasklar drin, dass es von höchster Bedeutung ist, dass wir alle Nutztierhalter im Bereich Schaf, Ziege und Gatterwild dringend dafür gewinnen müssen ihre Nutztiere derart zu schützen, sodass der wolfsabweisende Grundschutz erreicht ist. Dieses gilt für Nutztierhalter im Bereich Hobby, wie auch Neben-und Haupterwerb. Ich betone erneut, dass dieses von höchster Dringlichkeit ist. Denn wenn wir jetzt einfach “mal ebenso” die Goldenstedter Wölfin aus der freien Wildbahn für immer entnehmen, wird es selbstverständlich so sein, dass der nächste Wolf der sich in der Region der Landkreise Diepholz und Vechta territorial niederlässt, ebenso Beute an den nicht ausreichend geschützten Nutztieren macht. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Hinsichtlich der Goldenstedter Wölfin (Barnstorfer Fähe) sehe ich es heute, also Mitte Oktober 2016, wie folgt. Im November und Dezember 2014 gab es die ersten Wolfsrisse in der Region der Landkreise Diepholz und Vechta. Im Winter 2014/2015 kam es dann zu einer Reihe von Wolfsübergriffen auf Nutztiere in besagter Region. Der im Februar 2016 veröffentlichte Bericht zur Goldenstedter Wölfin zeigt alle nachgewiesenen Wolfsübergriffe bis Ende Januar 2016 auf. Tatsächlich lagen für die damals jüngeren Nutztierrisse noch keine DNA- Auswertungen vor. Die amtliche Feststellung durch das Land Niedersachsen konnte also noch nicht vollzogen werden. Der Bericht zeigt auch grafisch auf, dass wir im Winter 2014/2015 etliche Wolfsübergriffe hatten und dass die Menge der Wolfsübergriffe auf Nutztiere im Sommer 2015 deutlich zurückging. Im Winter 2015/2016 nahmen die Wolfsübergriffe auf Schafe, Ziegen und Gatterwild wieder zu. Durch die Veröffentlichung des Berichtes im Februar 2016 müssen wir an dieser Stelle feststellen, dass der ganze Winter hinsichtlich der Wolfsübergriffe noch nicht vollständig ausgewertet ist. Ferner stellen wir fest, dass im Sommer 2016 die Menge Wolfsübergriffe auf besagte Nutztierarten erneut rückläufig war. Ich halte es an dieser Stelle noch für zu früh von einem Rhythmus zu sprechen. Gleichwohl gilt es, meines Erachtens nach, den uns nun bevorstehenden Winter 2016/2017 genauestens zu beobachten, mit der Fragestellung ob die Wolfsübergriffe auf Nutztiere in der Region der Goldenstedter Wölfin wieder zunehmen. Deshalb werbe ich dafür, den damals von uns (den Wolfsberatern und mir) geschriebenen Untersuchungsbericht fortzusetzen, also eine zweite Ausgabe zu erarbeiten. Wichtige, dabei zu beleuchten Fragestellungen sind dann auch, inwieweit Nutztierhalter ihre Schutzmaßnahmen aufgewertet haben oder auch nicht. Ebenso muss dann nachvollzogen werden, ob es Tierhalter gibt, die ihre Tiere vollständig abgeschafft haben. Ferner sollte beleuchtet werden, ob es weitere veränderte Rahmenbedingungen in der Region gibt. Die zweite Ausgabe des Untersuchungsberichtes soll allen Beteiligten und Interessierten noch mehr Erhellung bieten, um somit auch weiterhin beurteilen zu können, welche Maßnahme im Umgang mit der Goldenstedter Wölfin zu treffen sein wird.

Sollte sich auch im kommenden Winter 2016/2017 wieder herausstellen, dass gemäß Wolfsmanagementanforderungen Nutztiere im Bereich der Schafe, Ziegen und Gatterwild vorbildhaft geschützt waren und es dennoch wieder Wolfsrisse gab, bleibe ich bei meiner Auffassung im Umgang mit der Goldenstedter Wölfin. Sollte diese Wölfin, durch welche Maßnahme auch immer erreicht, mit dem Überspringen oder Überklettern von Zäunen aufhören, bin ich sofort dafür, dass sie ihr Leben weiterleben soll. Sinngemäß habe ich es genauso in der “Schafzucht” geschrieben.

Interview (Teil 1) mit Jürgen Vogler von Wolfsmonitor.de [siehe auch Teil 2 vom 16.10.2016]

WOLFSMONITOR: Herr Faß, auf Ihrer Webseite gibt es einen Bereich “Visionen und Standpunkte”. Sie erlauben sich dort, Vorschläge für ein tragfähiges Konzept des Zusammenlebens von Menschen und Wölfen in der heutigen deutschen Kulturlandschaft zu unterbreiten. Ein Vorschlag besagt, dass die Dichte an Nutztieren in einer Region darüber entscheiden sollte, ob dort Wölfe toleriert werden sollten. Wie meinen Sie das genau?

Lieber Herr Vogler, ich möchte einleitend mich an dieser Stelle zunächst da mal dafür bedanken, dass sie mich vor einer Woche besucht haben und wir uns satte 4 Stunden über unterschiedlichste Themen rund um den frei lebenden Wolf in Deutschland und anderswo unterhalten haben. Wir waren in unseren Ansichten, Ideen und Meinungen häufig deckungsgleich. In denjenigen wo wir es nicht waren, haben wir auf Augenhöhe diskutiert. Auch in diesen Situationen herrschte, von uns beiden ausgehend, Respekt und Wertschätzung für den anderen. Das habe ich sehr genossen und freue mich schon heute auf das nächste Wiedersehen mit Ihnen!

Ferner bedanke ich mich, dass sie mir mit diesen drei Fragen die Möglichkeit geben ungekürzt und ausführlich meinen heutigen Standpunkt darzustellen. Es liegt in der Natur der Dinge, dass Berichterstattungen häufig nicht in voller Länge wiedergegeben werden oder sie teilweise vom Interviewer leicht verfälscht wiedergegeben werden, weil er selbst sich nicht im Detail mit der Wolfsthematik beschäftigt. Gerade neulich habe ich in einem Interview gesagt, dass in einem Wolfsterritorium, welches angenommener Weise 300 km² Fläche umfasst, parallel an die ca. 40-80 Jäger in verschiedenen Jagdbezirken neben dem Wolf oder Wolfsrudel jagen gehen. Im veröffentlichten Bericht stand dann “40-80 Jagden”. Das wären dann nach meinen Annahmen schon 120-240 Jäger. Ein kleiner Unterschied in der Wortwahl mit großer Interpretationsmöglichkeit, falsch verstanden zu werden. Aber so ist es eben. Denn sich gar nicht zum Wolf zu äußern hielte ich auch für verkehrt. Insofern bleibt mir nur, auch Geschimpfe und Geläster zu tragen.

Bevor ich auf die Beantwortung ihrer ersten Frage eingehe möchte ich gerne Ihren Lesern aufzeigen, wie ich das Wolfsthema grundsätzlich sehe.

Ich habe früh versucht, Entwicklungen strategisch weiter zu denken und erlaube mir, in dem Bereich “Visionen und Standpunkte” auf unserer Wolfcenter-Webseite diese Gedanken und Lösungsvorschläge zu veröffentlichen. Als solche sind sie eben auch gemeint, auch wenn die aktuelle Rechtslage um den Wolf einige dieser Gedanken gar nicht zulassen können. Dennoch bin ich von meinem Naturell her ein Mensch, der sich auch vorausschauend fragt, was in 10, 20 oder 25 Jahren sein könnte, auch wenn hierzu Spekulationen und Annahmen eingebunden sind. Wer weiß schon wie die Rechtslage dann sein wird.

Lange habe ich tatsächlich überlegt, ob wir überhaupt eine solche Rubrik bei uns auf der Homepage zeigen sollten, für jedermann einsehbar. Meiner Meinung nach sollte ein jeder Mitmensch, der sich für das Vorhandensein und die weitere Ausbreitung von frei lebenden Wölfen in Deutschland einsetzt, auch zeigen was er ganz konkret denkt, glaubt, für möglich oder unmöglich hält. Und dies eben nicht nur oberflächlich, so dass es sich nach außen hin toll anhört, und jeder gleich zustimmend “Hurra!” ruft, so wie es teilweise im Internet festzustellen ist – Rechthaberei um jeden Preis. Auch heute bin ich immer noch unverändert mit Begeisterung der Auffassung, dass das Zusammenleben mit Wölfen in Deutschland funktioniert – allerdings geht es nicht darum, was ein einzelner denkt, sondern darum, was die Gesellschaft heute, mittelfristig und langfristig will oder auch nicht. Mittel- und langfristig meint in meinem Verständnis in den nächsten 10 bis 20 vielleicht sogar 25 Jahren.

Dieser Wille wird sich je nach Gewichtigkeit und Abstimmungsverhältnissen in unserer Demokratie letztlich durch gewählte Politiker als Gesetzesgeber im gültigen Rechtsrahmen widerspiegeln. Soviel in aller Kürze dazu, wie unser Staat funktioniert.

Vor diesem Hintergrund erlaube ich mir, nicht zuletzt auch aufgrund meiner generellen Sichtweise zum Leben, bei der ich mir stets von Best Case bis Worst Case alle Szenarien anschaue (also nicht nur Schwarz-Weiß-Denke), “abzuwägen”, was eines Tages sein könnte. Wenn sich am Horizont mögliche Potenziale aufzeigen, die absehbar zu Streitereien (ganz gleich welcher Couleur) führen könnten, bin ich nicht zuletzt auch aufgrund meines früheren Berufes immer dafür, für solche Fälle nach Lösungen zu suchen und auch Themen anzusprechen, die nicht gerade für Freude sorgen. Sollten die zuvor genannten Potenziale nicht zur Realität werden, also in Erscheinung treten, ist es ja umso besser. Lehrreich wird es dann alle Mal gewesen sein. Zu dieser meiner Herangehensweise zählt auch, dass es mir immer wichtig ist, mit allen Beteiligten mögliche Konflikte, Lösungen, Strategien etc. zu diskutieren. Hinsichtlich des Wolfes zählen zu diesen Beteiligten neben der allgemeinen Bevölkerung, auch Behörden, Politiker verschiedenster Parteien, unterschiedliche Organisationen, wie zum Beispiel die Tierhalter, die Jägerschaft und andere Naturschutzverbände, Tierschutzverbände und viele mehr. Mit Sorge beobachte ich seit geraumer Zeit, dass es Mitmenschen gibt, die im Internet mit erheblicher Geringschätzung eigene Meinungen niederschreiben, um möglichst wiederum viele Mitmenschen damit zu erreichen – sei es, dass man um jeden Preis für den Wolf oder gegen ihn ist. Diesen Stil teile ich nicht. Ich denke, dass diese Mitmenschen besagte Strategie an den Tag legen, nur weil meine Überlegungen nicht in deren eigenes Weltbild passen. Wir sind eines der reichsten Länder dieser Erde und eine kluge Nation. Wir sollten es uns leisten können zu diskutieren, abzuwägen, auch auf Augenhöhe zu streiten, um letztlich einen politischen Kompromiss zu erzielen – denn darauf wird es immer hinauslaufen und nicht nur darauf ob etwas rein logisch Sinn macht oder nicht. So tickt die Welt. In, wie ich hoffe, sehr kleinen Gruppen der Internetgemeinschaft gewinne ich teilweise den Eindruck, dass ein Wolfskrieg erklärt wurde – sei es pro oder contra Wolf. Hoffentlich täusche ich mich….

Mit dem Wolfcenter selbst leisten wir ja bereits einen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit über Wölfe in Deutschland. Unsere ergänzenden Informationen auf unserer Webseite sollten darüber hinaus möglichst als das begriffen werden, was sie sein sollen: Diskussions- bzw. Lösungsvorschläge.

Ich beschäftige mich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurzeit besonders umfassend mit Herdenschutzfragen. Denn bei allem Interesse am Wolf denke ich, dass wir ihn langfristig am erfolgreichsten integrieren können, wenn der Herdenschutz bei den Nutztierhaltern funktioniert. Wir schreiben sogar gerade im Wolfcenter an einem Buch darüber.

In Bezug auf mögliche zu definierende Regionen in Deutschland, in denen Wölfe aufgrund der höheren Nutztierdichte bzw. Haltungsform als problematisch in ihrem Vorhandensein angesehen werden könnten, sehe ich es am Beispiel des nordwestlichen Niedersachsens wie folgt; übrigens als einzige Region in Niedersachsen, weil wir dort eine sehr hohe Milchviehdichte haben! Ein bekanntes mathematisches Modell hat vor einigen Jahren, entsprechend getroffener Rahmenbedingungen, errechnet, dass in gesamt Nordwestniedersachsen keine Wolfsrudel zu erwarten sind. Dieses dürfte einen Nutztierhalter zunächst freudig stimmen, weil er sich logischerweise in Folge dessen über den Herdenschutz keine Gedanken machen muss. Der heutige Ist-Zustand zeigt jedoch, dass sich sehr wohl ein erstes Rudel im besagten Gebiet etabliert hat – das Wolfsrudel im Raum Cuxhaven. Natürlich will ich an dieser Stelle keine “Klugscheißerei” betreiben, denn als Ingenieur weiß ich sehr genau, dass mathematische Modelle nur so gut rechnen können, wie sie mit Rahmenbedingungen konstruiert wurden. Also gilt es, nicht emotional aufzutreten, weil Wölfe irgendwo auftauchen wo sie nicht voraus berechnet wurden. Parallel dazu frage ich mich mit hohem Interesse, ob es überhaupt – und wenn ja wann – weitere territoriale Einzeltiere, die später von Paarungspartnern gefunden werden und somit weitere Rudel etablieren, geben wird, abweichend von den Simulationsergebnissen. Angenommen die Wolfsfähen im Emsland und im Bereich der Landkreise Diepholz und Vechta würden jeweils von einem umherwandernden Wolfsrüden als Paarungspartner gefunden werden, hätten wir zwei weitere Rudel die nicht voraus berechnet wurden. Die für mich einfache Frage ist, ob die künftige Ausbreitung von Wölfen bzw. Rudeletablierung im nordwestlichen Niedersachsen entsprechend des mathematischen Modells bleiben wird oder nicht.

Immer wieder diskutieren wir Kälberrisse von Mutterkuhherden in Wolfsgebieten. Wir müssen erkennen dass es Kuhkälberrisse gegeben hat und auch weiterhin geben wird – auch wenn diese deutlich seltener auftreten als Übergriffe auf Schafe. Mit Blick auf die zuvor skizzierten nordwestlichen Landkreise Niedersachsens müssen wir jedoch erkennen, dass es nicht die Mutterkuhhaltung ist, die dort überwiegt, sondern die Milchkuhhaltung. Insbesondere diese hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine enorme Wandlung vollzogen. So gibt es heute ein großes Spektrum an Stallgrößen, die von wenigen Dutzend Milchkühen (wie früher) bis hin zu über 1000 Stück (heute) in großen Stallanlagen reichen. Ich halte es für Panikmache herum zu erzählen, dass diese Kühe nun alle ausnahmslos in Gefahr sind! Das sehe ich so nicht. Gleichwohl mussten wir im Landkreis Cuxhaven wiederholt feststellen, dass neun bzw. zehn Monate alte Färsen (junge weibliche Kühe, die bisher kein eigenes Kalb hatten) von Wölfen gerissen wurden – kleine Kälber sind das nicht mehr. Es war dort nur richtig, Herdenschutzmaßnahmen in Form von Zaunaufwertung an der besagten Weide vorzunehmen. Bewegen wir uns in der nordwestlichen niedersächsischen Landschaft stellen wir fest, dass viele Jungtiere der Kategorie Milchkühe auf den Weiden stehen und eben nicht mehr so viele ausgewachsene Tiere, die sie möglicherweise beschützen könnten. An dieser Stelle sei nebenbei gefragt, ob “Schwarzbunte” noch die Wehrhaftigkeit, wie wir sie von verschiedenen anderen Mutterkuhrassen kennen, aufweisen. An dieser Stelle frage ich mich ebenfalls, ob es realistisch und finanzierbar ist, sämtliche Kuhweiden im Nordwesten einzuzäunen, wenn sich in Zukunft doch mehrere Wolfsrudel dort etablieren sollten. Eine weitere Frage ist jedoch auch, ob es überhaupt vielerorts zu steten Übergriffen auf junge Milchkühe kommen wird. Ich bin kein Hellseher und auch kein Schwarzmaler, schaue mir jedoch das zuvor beschriebene Szenario derart an, sodass ich mich frage, wie “im Falle eines Falles” eine Lösung aussehen könnte. Soll man die Rinderhalter sich selbst überlassen? Wird die aktuelle Richtlinie Wolf auch dann noch angemessen sein? Somit kam ich zur Idee, die im gesamtniedersächsischen Vergleich kleine nordwestliche Region, derart zu definieren, dass man das Einwandern weiterer einzelner Wölfe nicht zulässt. Ich betone an dieser Stelle, dass ich hier nur auf Rinder eingegangen bin, obwohl es selbstverständlich auch andere Nutztiere dort gibt.

Ich bin mir im Klaren darüber, dass die oben vorgestellte Idee in der Realität schon allein deshalb sehr wahrscheinlich scheitern würde, weil man den Nutztierhaltern außerhalb dieser Region nicht klarmachen kann, dass sie Herdenschutz betreiben müssen, während eine andere Region von Wölfen frei gehalten werden. Es wäre also – neben allen Managementproblemen – meiner Einschätzung nach auch ein Gerechtigkeitsproblem zu lösen. Ich weiß auch, dass der aktuelle strenge Schutzstatus (FFH-Richtlinie, Anhang 2 und 4) diese Idee heute nicht Realität werden lassen kann.

Wie gesagt, ich bin kein Hellseher und kenne auch niemanden, der das ist. Letztlich werden wir nur weiter beobachten können, was die Wölfe machen oder auch nicht machen. Diese Aussage wird die Tierhalter allerdings nicht zufrieden stellen. Es wundert mich daher nicht, dass einzelne Petitionen zur Begrenzung der aktuellen Wolfsmenge ins Leben gerufen werden. Gleichwohl halte ich davon nichts, denn eine Lösung sehe ich nicht in der Begrenzung der Wolfsmenge abseits des günstigen Erhaltungszustandes. Dennoch sollten wir immer wieder Gespräche suchen, um gemeinsam Lösungen zu finden – auch wenn es anstrengend sein könnte. Der oben angesprochene scheinbar tobende “Wolfskrieg” bindet Energien, die viel besser für eine Lösungsfindung mit größtmöglichem Übereinkommen aller Beteiligter verwendet werden sollte. So sehe ich es jedenfalls.

WOLFSMONITOR: Auf Ihrer Webseite ist auch zu lesen, dass sie hinsichtlich der Diskussion “Pro und Kontra Wolfsbejagung” glauben, dass diese ohnehin eines Tages in Deutschland durchgesetzt wird. Man kann deshalb schnell daraus schließen, dass SIE das unterstützen? Ist das so?

Auch dort erlaube ich mir, die Dinge ohne Denkverbote in die Zukunft zu prognostizieren (Details sind auf unserer Website unter “Die Wolfsjagd – ein Muss?” einzusehen). Und nein, ich unterstütze das persönlich nicht, glaube aber, dass es irgendwann einmal politischer Wille sein wird. Dass es also tatsächlich so kommen könnte. Allerdings erst in zeitlich weiter Ferne.

Doch schauen wir uns zunächst die Ausgangslage an. Wie schon so eben benannt, ist der Wolf über die FFH-Richtlinie, Anhang 2 und 4, strengstens geschützt. Auf nationaler Ebene ist er entsprechend des bundesdeutschen Artenschutzrechtes ebenso streng geschützt. Wenn der Wolf bejagt werden soll, müsste er demzufolge aus dem Artenschutzrecht in das Jagdrecht überführt werden. Diesen Schritt lässt jedoch das Europarecht heute nicht zu. Das ist auch richtig so, denn solange der günstige Erhaltungszustand mit einem Sicherheitsfaktor X nicht vorhanden ist, darf ein Eingriff in die Bestandsmenge der Wölfe durch den Menschen nicht erfolgen, um das Erreichen des günstigen Erhaltungszustandes nicht zu gefährden. Wenn der günstige Erhaltungszustand zuzüglich Sicherheitsfaktor X eines Tages erreicht ist, kann über die Bejagung von Wölfen im Grundsatz konkreter nachgedacht werden. Die ganz große Frage wird jedoch dabei sein, welcher “vernünftige Grund” für die Wolfsjagd vorliegen soll. Dieser vernünftige Grund wird, so denke ich, in Zukunft in der Gestaltung von Jagdgesetzen immer mehr an Bedeutung finden. Ferner wird für die Verabschiedung von entsprechenden Gesetzgebungen eine politische Mehrheit im Vorfeld festzustellen sein müssen. Schauen wir uns diese beiden Aspekte an, halte ich für die langfristige Zukunft eine politische Mehrheit “pro Wolfsjagd” für möglich. Wie die Definition eines vernünftigen Grundes aussehen soll weiß ich nicht. Ich betone nur an dieser Stelle erneut, so wie ich es auch in allen meinen Vorträgen und auf unsere Website tue, dass die Bejagung des Wolfes keine (!) Herdenschutzmaßnahme darstellen wird. Worüber ich jedoch heute schon laut nachdenke, ist die Frage, wie denn eine Wolfsjagd überhaupt von statten gehen sollte. Dabei können viele, viele Fehler gemacht werden, die der Jägerschaft nur weitere Ablehnung im gesellschaftlichen Ansehen einbringen kann, sofern diese Fehler und Probleme auftreten. Diese habe ich detailliert mit entsprechenden Fragestellungen ausführlich dargestellt.

Mein Fazit: wenn es eines Tages aufgrund des gesellschaftlichen Willens einer Politik, einer politischen Mehrheit und entsprechender Gesetzgebungen zur Wolfsjagd kommen sollte, wird das von all denen, die keine Wolfsjagd wollen zu respektieren sein – auch von mir. Ich sorge mich darum, dass die Bejagungsmaßnahme an sich “in die Hose gehen wird”. Ich finde es daher überhaupt nicht verwerflich über dieses Thema zu sprechen im pro und contra. Jetzt mag man sagen, wenn doch die Wolfsjagd unlogisch ist, wird sie sich nicht durchsetzen. Mein gesamtes Berufsleben jedoch zeigt mir, dass es leider nicht immer nur nach Logik geht.

Was ich seit einiger Zeit mit Interesse beobachte ist die Tatsache, dass es Menschen gibt, die glauben, dass ich die Wolfsjagd unbedingt will. Wie gesagt, dem ist nicht so. Ich versperre mich jedoch auch einer solchen Betrachtung nicht. Spannend an den Streitgesprächen hinsichtlich der Wolfsjagd finde ich, wie einige Leute förmlich ausrasten, wenn sie nur hören, dass der Wolf eventuell in Zukunft gejagt werden könnte. Nun das mag ihr gutes Recht sein, doch ich frage mich, wozu sie in Wirklichkeit ausrasten. Was ist das echte Motiv? Und ich frage mich, wozu sie sich nicht mit gleicher Leidenschaft auch für den Fuchs einsetzen…

Dass ich das so hier schreibe, mag dem einem gefallen und dem anderen nicht. Doch darum geht es nicht wirklich. Es geht nur darum, was der gesellschaftliche Wille kurzfristig, mittelfristig und langfristig sein wird. Darauf habe ich persönlich keinen Einfluss und bin daher selber Beobachter des Geschehens.

Ich empfinde es als bereichernd, dass Sie, Herr Vogler, sich ebenfalls Gedanken über ein solches Szenario machen und dass sie für eine Diskussion darüber zur Verfügung stehen.

WOLFSMONITOR: Ja, gewiss. Allerdings komme ich hier und da zu einem etwas anderen Ergebnis als Sie. In der neuen Broschüre “Wolfs-Wissen kompakt” der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V. (GzSdW) wird meines Erachtens sehr anschaulich dargestellt, warum es weder eine ökonomische noch eine ökologische Notwendigkeit gibt, Wölfe zu bejagen. Teilen Sie die Einschätzung der GzSdW?

Ich teile weitestgehend die Einschätzung der GzSdW in ihren Grundsätzen, glaube allerdings hier und heute, wie schon zuvor beschrieben, dass es irgendwann einmal gesellschaftlicher und auch politischer Wille sein wird, die Wolfsbestände zu “regulieren” oder auch zu “kontrollieren”. Es bleibt demnach also spannend, welche Entwicklung tatsächlich eintreten wird!

Pressemitteilung: Wolf “MT6” ist tot – eine Entscheidung, die die Humanität berührt

Wolf MT6 ist tot. In den vergangenen Wochen und Monaten hat dieser zweijährige Wolfsrüde in Niedersachsen einiges von sich Reden gemacht. Es hat verschiedene Nahkontakte seinerseits zum Menschen gegeben. Teilweise wurden dabei die Menschen von Hunden begleitet; teilweise auch nicht. Er wurde im Sommer 2015 nach einer erfolgreichen Fangaktion mit einem GPS-Sendehalsband ausgestattet, wieder laufen gelassen und MT6 genannt. Ziel war es, sein Bewegungsprofil herauszufinden und wenn möglich, Rückschlüsse auf potentielle Nahkontakte zu ziehen. Es wurde immer wieder durch das Umweltministerium betont, dass die Sicherheit des Menschen an erster Stelle im Umgang mit freilebenden Wölfen steht. Nach den ersten Nahbegegnungen zwischen MT6 und einigen Mitmenschen wurde um die Heilige Kuh des Artenschutzes – den wildlebenden Wolf – diskutiert und teilweise gestritten, wie denn nun mit ihm zu verfahren sei – erst Recht in den Social Media des Internet. Die Entscheidung fiel zunächst auf umzusetzende Vergrämungsmaßnahmen in Bezug auf den Wolfsrüden. Wurden diese zunächst als erfolgreich umgesetzt eingestuft, musste vor kurzem festgestellt werden, dass MT6 erneut mehrfach seine unerwünschten Verhaltensweisen in Form von Nahbegegnungen zum Menschen (und seinen mitgeführten Hunden) gezeigt hat.

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Andreas Winkelmann: Lesung “Der Schlot” am 29.04.2017

“Hilf mir … der Hinkende”. Das sind die letzten Worte der jungen Kommissarin Manuela Sperling am Telefon.
An dem Tag, an dem Henry Conroy aus dem Urlaub zurückkehrt, verschwindet seine neue Partnerin spurlos. Wie es scheint, hat sie in seiner Abwesenheit unerlaubt Ermittlungen im äußerst brutalen, gut organisierten Bereich des Menschenhandels angestellt und dabei ein Phantom aufgeschreckt, das hinter vorgehaltener Hand “Der Hinkende” genannt wird. Niemand hat ihn je gesehen, alle fürchten sie vor ihm und er scheint der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein. Henry beginnt einen verzweifelten Wettlauf um das Leben von Manuela Sperling und muss feststellen, dass er seinem Gegner nicht gewachsen ist. Zeitgleich gelingt Elizaveta Radu und Nada Despotovich die Flucht vor ihren Peinigern. Die Menschenhändler setzen alles daran, sie mundtot zu machen, denn beide wissen, wozu der Schlot in der alten Ziegelei genutzt wird.

Andreas Winkelmann liest aus seinem 11. Thriller “Der Schlot”. Die Lesung findet draußen in unserem überdachten Trapper-Fort statt. Die Lesung kostet 16 Euro pro Person inkl. einer Bratwurst (bzw. einer vegetarischen Alternative) und einem Kaltgetränk. Zusätzliche Speisen und Getränke können ebenfalls erworben werden. Einlaß ist ab 19 Uhr. Jede Buchungsbestätigung nimmt am Abend an einer Verlosung teil – es winken drei tolle Preise!

Untersuchungsbericht zur “Goldenstedter Wölfin” als Download

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben an dieser Stelle die Möglichkeit sich den Untersuchungsbericht zur “Goldenstedter Wölfin” als PDF-Datei herunter zu laden.

Klicken Sie dazu bitte auf den Link:
PDF_2016_02_08_Bericht_Analyse_NTR__LK_DH_VEC_OL__Nov2014_bis_Jan2016.

Zum Hintergrund:

Am 02.11.2014 wurde erstmals im Gebiet der Landkreise Diepholz, Vechta und Oldenburg ein Übergriff auf Nutztiere festgestellt. Dieses geschah im Umfeld der Ortschaft Barnstorf im Landkreis Diepholz. Von den fünf betroffenen Schafen wurden dreiSchafe direkt vom Verursacher getötet, wobei nur ein Schaf angefressen wurde. Zwei angegriffene Schafe überlebten den Übergriff und gesundeten wieder. Die amtliche Feststellung des NLWKN ergab auf Basis der durch den örtlichen Wolfsberater angefertigten Rissdokumentation als Verursacher einen Wolf.

Dieser Wolfsübergriff war der Auftakt einer Reihe von Übergriffen auf Nutztiere unterschiedlicher Arten, zu denen Schafe, Rinderkälber und Gehegedamwild in den drei benachbarten Landkreisen Diepholz, Vechta und Oldenburg zählten. Die amtliche Feststellung ergab neben anderen Verursachern (z.B. Hund, Fuchs, …) auch immer wieder den Wolf. Im Rahmen des niedersächsischen Wolfsmonitorings, unter der Leitung der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V., wurde im Sommer 2015 eine Wolfsfähe (weiblicher Wolf)als resident lebend (also ein Territorium beanspruchend) in der Region der Landkreise Diepholz und Vechta eingestuft. Mit der Zunahme der Übergriffe und der damit einhergehenden steigenden Anzahl betroffener Nutztieren wurde der Unmut der Nutztierhalter auf die immer mehr als Verursacherin vermutete Wolfsfähe größer, die mittlerweile “Goldenstedter Wölfin” oder auch “Barnstorfer Wölfin” genannt wird.

Dieser Bericht hat das Ziel, eine Transparenz in die festgestellten Übergriffe auf Nutztiere in diesem Gebiet für den Zeitraum vom November 2014 bis Januar 2016 zu bringen und auch eine Grundlage für eine Konfliktlösung im Rahmen des Wolfsmanagements zu sein. Dabei wird analysiert, in welchen Fällen Wölfe als Verursacher von Nutztierrissen festgestellt wurden und welche Rolle dabei die sogenannte “Goldenstedter Wölfin” spielt. Auch wird bewertet, in welchen Fällen der Wolf als Verursacher ausgeschlossen wurde und welche anderen Tierarten (z. B. Hund, Fuchs) als Verursacher ermittelt wurden. In den Fällen, in denen der Wolf als Verursacher amtlich festgestellt wurde, wird auch betrachtet, welche Herdenschutzmaßnahmen ergriffen wurden und ob sie ganz, teilweise oder gar nicht den Anforderungen der niedersächsischen Richtlinie Wolf entsprochen haben.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich eine Arbeitsgruppe von Wolfsberatern aus den Landkreisen Diepholz, Vechta und Oldenburg, einem Journalisten aus dem Landkreis Vechta und Frank Fass vom WOLFCENTER Dörverden gegründet.

Erster 12-tägiger Workshop Wolf erfolgreich beendet

12 Tage Workshop rund um den Wolf klingt nach viel und ist auch viel! Und doch ist es eine sehr gute Möglichkeit die Komplexität des freilebenden und streng geschützten Wolfes in Deutschland von A bis Z kennenzulernen. Wir freuen uns und sind dankbar dafür, dass uns 17 interessierte Workshopteilnehmer aus ganz Deutschland sechs Tage lang im WOLFCENTER Dörverden besucht haben und uns für weitere sechs Tage in die wunderschöne Winterlandschaft der Niederen und Hohen Tatra in die Slowakei gefolgt sind. Neben den vielen theoretischen Inhalten hat auch die Praxis großen Anteil am Workshop gehabt. Wir haben wunderbare Menschen kennengelernt!

Wenn Sie auch an unserem 12-tägigen Workshop rund um den Wolf interessiert sind, finden Sie hier mehr Informationen dazu: Workshop Wolf, 12-tägig